Anleitung zum Umbau einer Transistor-Sprechkapsel
zum Einbau in alte Telephonapparate wie z.B. W48

 

Warum sowas überhaupt?

Alte Telephonapparate (gebaut vor ca. 1985) haben meist Kohlegrieß-Mikrofonkapseln.
Diese Kapseln waren nur für eine Lebensdauer von wenigen Jahren vorgesehen und wurden turnusmäßig ausgetauscht.
Mittlerweile sind aber auch die neuesten dieser Kapseln schon Jahrzehnte alt.
Sie rauschen und knistern mittlerweile, weil der Kohlegrieß verklumpt und/oder zerbröselt ist.
Aufschütteln etc. ist nur ein Notbehelf und beseitigt das Problem nicht.
Vor allem die schönen alten Bakelit-Telephone (W48 etc.) sind davon betroffen.
Es ist deswegen sehr sinnvoll, die alten Kohlekapseln gegen moderne Transistor-Kapseln auszutauschen.
Damit hat sich das Problem ein für alle Mal erledigt.
Zudem ist ein Tusch gegen diese Kapseln von außen nicht sichtbar und kann jederzeit wieder rückgängig gemacht werden,
so daß der Originalzustand des Apparates nicht gefährdet ist.

Die Kapseln passen (ggf. nach mechanischer Anpassung wie Adapter-Ringen) auch in z.B. schweizerische, belgische und österreichische Apparate!

Da es sich bei unten beschriebenen Kapseln um Original-Bundespost-Qualität handelt, ist eine tadellose Sprachqualität gewährleistet.
Sie ist allermeist sogar besser als die moderner Billig- und Schnurlos-Aparate!

Es gibt nur eine kleine Hürde: Diese dargestellten Kapseln besitzen Steckkontakte und sind für den Einbau in FeTAp 611 ("Graue Maus": Kieselgrauer Standardapparat der Bundespost)
und spätere übertragerbasierte Apparate vorgesehen.
Ältere Apparate haben meist Schleifkontakte.
Will man die Kapseln also z.B. in W48 einsetzen, bringt man Anschlußdrähte an und entfernt die Rückwand, da sie sonst nicht in einen W48-Handapparat passen.
Der Umbau ist bei den angebotenen Kapseln sehr leicht durchführbar;
Bei Fabrikaten von Sennheiser oder Siemens ist dies weitaus schwieriger oder gar unmöglich.

In welche Apparate passen die Kapseln?

Hier eine Liste der Apparate, in denen ich die Kapseln bereits erfolgreich eingesetzt hatte.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Natürlich passen sie auch in noch weit mehr Apparate!
Ich besitze halt nur einfach nicht alle Apparate der Welt (NOCH nicht...)
Die Telephon-Schaltungen der damaligen Zeit unterschieden sich ja nicht grundlegend voneinander.

nicht umgebaute Kapseln:
übertragerbasierte Bundespost-Apparate seit den 1960ern mit Steck-Kontakten wie z.B.:
611er Baureihe oder die 79er Baureihe

umgebaute Kapseln:
W28,W48, PTT29 (Schweiz), TI39(Schweiz), RTT (Belgien), T&N-Maingau, Ericsson-Apparate seit den 1930ern, Siemens-Trommelwähler etcetc.
Bei Apparaten vor dem W28 (ZBSA19, ZBSA24) muß die Kapsel mit einem (Papp-)Ring im Durchmesser vergrößert werden, paßt dann aber auch.

OB-Apparate ("Kurbelapparate") habe ich noch nicht getestet. Für diesbezügliche Angaben bin ich dankbar.

Die Kapseln passen NICHT für moderne Apparate (z.B. Apparate der Bundespost seit den 90ern)
Sicheres Zeichen: Für Apparate, die beim Wählen "piepsen"(=MFV) statt "rattern"(=IWV) sind die Kapseln nicht geeignet.
Solche Apparate sind rein elektronisch und haben den Transistor-Verstärker integriert.

Beschaffung

Früher hatte ich selbst solche Kapseln umständlich aus Flohmarkt-Apparaten besorgt.
Kürzlich hatte ich allerdings das Glück, einen letzten Industrieposten dieser Kapseln (Fertigung: 1991) aufkaufen zu können.
Deswegen bin ich in der glücklichen Lage, solche Kapseln abgeben zu können.
Sie sind nagelneu und unbenutzt!

Preise

Ich biete die Kapseln hier an

Der Preis richtet sich natürlich nach den Stückzahlen.
Bei größerem Bedarf bin ich gern zu Verhandlungen bereit.
Versand außerhalb Deutschlands ist natürlich möglich; bitte anfragen.

Stückzahl nicht umgebaut fertig umgebaut
1 bis 11 3,80 Euro pro Stück zzgl. einmalig 2,50 Porto 6,90 Euro pro Stück zzgl. einmalig 2,50 Porto
12 43 Euro inklusive Porto innerhalb D 74 Euro inklusive Porto innerhalb D
über 12 Verhandlungssache; Bitte um mail Verhandlungssache; Bitte um mail

Händler wie Reiner etc. bieten die Kapseln - sofern überhaupt noch vorhanden - meist zu weitaus höheren Preisen an.

Bitte ggf. mailen an:

Die Kapsel

Hier ein Bild der Kapsel, um die es geht:
DKO48 grün von AKG. (AKG ist ein renommierter Mikrophon- und Kopfhörerhersteller)

Sennheiser-Kapseln (komplett hellgrüner Kunststoff) sowie Siemens-Kapseln (grauer Kunststoff-Deckel, graue Alu-Rückwand) lassen hingegen nur sehr schwer oder gar nicht umbauen.

Die Kapseln haben einen grauen Kunststoffdeckel und eine grüne Rückwand.
Für Fachleute hier der Link zum Datenblatt, das ich direkt von AKG bekommen habe:

Das Datenblatt zum Download

akg_dko48.pdf

 

Der Umbau

Weil diese Anleitung sehr detailliert ist, erscheint es recht schwer, eine Kapsel umzubauen.
Es ist aber wirklich leicht und schnell machbar wenn man nicht gerade zwei linke Hände hat.
(bzw. zwei rechte bei Linkshändern)

Nötiges Werkzeug und Material:

1. Öffnen der Kapsel

Gleich am Anfang der schwierigste Teil.

Der graue Deckel muß runter. Dazu ringsrum den Deckel abheben.
Geht etwas schwer, aber sobald man den Deckel ringsrum angehoben hat läßt er sich abziehen.
Das ganze sieht dann so aus:

Deutlich ist links in der Mitte eines Schaumstoffrings die Membran des Mikrofons zu sehen, die man tunlichst NICHT berühren sollte!

2. Herausnehmen der Platine

Mit einem kleinen Schraubenzieher drückt man von hintern auf einen der Kontakte.
Die Platine hebt sich etwas heraus und kann so leicht herausgenommen werden.

 

3. Die Platine

Die herausgenommene Platine sieht so aus:

Die Platine hat noch zu lange Anschlüsse und 4 Plastikstifte, die weg müssen.
Dazu mit einer Zange die 2 Anschlußstifte auf ca. 5mm kürzen, so daß sie nicht mehr über
das graue Plastikteil ragen (sonst gibt´s später evtl. Kurzschlüsse)

 

( 4. Bearbeiten der Kappe )

Dieser Schritt ist unnötig für Leute, die nicht gerne sägen. Es sieht aber besser aus so.
Alternativ kann die Platine später auch geklebt werden!

Der vorher abgenommene grüne Kappe wird zurechtgesägt:
(VOR dem Wiedereinsetzen der Platine!!)
Dazu die Kappe praktischerweise an der Kante durchsägen.


5. Anschlußdrähte

An den vorher gekürzten beiden Kontakten werden kurze Drähte angelötet.
Daran kann man noch Lötösen anlöten (Sieht sauberer aus)

 

6. Zusammenbau

a.) Der Ring, den man aus der abgesägten grüne Kappe erhalten hat, wird wieder aufgesteckt.

Sieht dann so aus:

oder für Sägefaule:

b.) Die Platine wird am Rand mit dem grauen Deckel verklebt. (Heißkleber!)
Aufpassen, daß man die Mikrofonmembran nicht verklebt. Von oben 3 Tropfen auf den Platinenrand reichen.
 Sieht nicht ganz so gut aus, erfüllt aber seinen Zweck genauso und geht fix.

 

7. Einbau

Die Kapsel wird mit den beiden angelöteten Drähten angeklemmt. Die Kontaktfedern können ruhig im Hörer bleiben.
Das erleichtert einen evtl. späteren Rückbau in den Originalzustand.


 

8. Endworte

Zum Abschluß bitte ich um Entschuldigung für das furchtbare Layout dieser Seite (Gibt´s da überhaupt eins?!?)
Ich stelle frei, diese Anleitung  zu kopieren und in eigene Webseiten einzubinden.
Ich bitte dann aber darum, meine mail-Adresse drin zu lassen und auf mich als Urheber zu verweisen.
Besten Dank und viel Spaß mit transistorisiertem Bakelit...

Martin Nagelmüller, April 2007